Wann platzt die KI-Blase?
- Nik Thomi
- 28. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Bild: ChatGPT
Darum geht es
In den letzten Jahren ist die künstliche Intelligenz zur grössten Hoffnung der Tech-Welt geworden. Milliarden werden investiert, jede Woche tauchen neue Firmen, Produkte und Versprechen auf. KI soll alles verändern – von der Medizin bis zur Werbung. Doch immer öfter hört man ein Wort, das viele an frühere Zeiten erinnert: Blase.
Eine Blase entsteht, wenn Begeisterung und Geld schneller wachsen als der tatsächliche Nutzen. So war es schon früher – bei der Eisenbahn-Blase im 19. Jahrhundert zum Beispiel. Damals glaubte man, mit neuen Schienen reich zu werden. Viele bauten Strecken, die kaum jemand brauchte. Als die Gewinne ausblieben, platzte die Blase, viele Unternehmen mussten Konkurs anmelden. Die Eisenbahnen aber blieben – sie prägen unseren Verkehr bis heute. Ähnlich bei der Dotcom-Blase um das Jahr 2000: Internetfirmen wurden Milliarden wert, ohne echtes Geschäftsmodell. Nach dem Crash verschwanden viele, das Internet selbst blieb und wurde stärker denn je. Einige wenige Unternehmen überlebten und profitieren bis heute vom Boom. Darunter auch Amazon, Apple oder Google.
Heute sehen viele Experten Parallelen bei der KI. Unternehmen wie OpenAI (ChatGPT), Meta (Instagram, Facebook, Whatsapp) oder Nvidia investieren riesige Summen in Rechenzentren und Chips – oft, ohne genau zu wissen, wann sich das alles rechnet. Selbst KI-Pioniere wie Sam Altman (OpenAI) und Mark Zuckerberg (Meta) warnen vor einer möglichen Übehitzung des Marktes. In den USA stammt derzeit fast das ganze Wirtschaftswachstum aus der KI-Branche – das macht die Situation heikel. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, könnten Unternehmen scheitern und die Wirtschaft ins Wanken geraten.
Unsere Meinung
Ob es tatsächlich eine KI-Blase gibt, darüber lässt sich streiten – aber dass der Markt überhitzt ist, das bestreitet kaum jemand mehr. In die Rechenzentren, Chips und KI-Startups wird aktuell so viel Geld gepumpt, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie diese Investitionen je wieder hereingeholt werden sollen. Nicht einmal die grossen Player – OpenAI, Nvidia oder Microsoft – haben darauf eine klare Antwort.
Darum ist fast sicher: Es wird eine Korrektur geben. Vielleicht kein spektakuläres Platzen wie bei der Dotcom-Blase, aber ein deutlicher Dämpfer. Die Summen, die derzeit im Umlauf sind, lassen keine gesunde, nachhaltige Entwicklung zu.
Wie heftig die Korrektur ausfallen wird, weiss niemand. Sie kann sanft verlaufen – oder den Markt erschüttern. Das Risiko ist gross, dass ein Einbruch bei der KI-Industrie weit über die Tech-Welt hinaus wirkt: Wenn Firmen wie Nvidia oder OpenAI ins Straucheln geraten, reisst dies das ganze Ökosystem mit – Zulieferer, Cloudanbieter, aber auch Banken und Fonds, die auf KI-Wachstum gesetzt haben.
Besonders gefährdet sind Kleinanleger. Noch nie haben so viele Privatanleger – oft über Neobroker-Apps – in Tech-Aktien investiert. Sollte der Markt drehen, wird es sie als Erste treffen.
Und das eigentliche Problem: KI-Infrastruktur ist vergänglich. Anders als Eisenbahnschienen, die Jahrzente halten, müssen Chips und Rechenzentren nach fünf bis zehn Jahren ersetzt werden. Das Kapital, das jetzt hineingesteckt wird, kann sich kaum amortisieren.
Ob die Blase platzt, bleibt offen. Dass eine Korrektur kommt, ist so gut wie sicher. Wann – darüber gehen die Meinungen auseinander: Manche erwarten erste Anzeichen im Februar 2026, andere erst deutlich später.
Eines aber ist klar: Die KI wird bleiben – aber das Geld, das sie trägt, wird sich neu sortieren müssen.




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